In meinem Tour-Bericht aus dem Oktober habe ich euch berichtet, wie mich meine Summer Tour nach einem Abstecher nach Dänemark bis nach Frankfurt führte. Nun erfahrt ihr, wie es weiterging:
Nach der schönen Zeit in Frankfurt zog es mein Traveling Piano und mich nach Bayern, genauer gesagt nach Nürnberg, Würzburg und Bamberg. Wirklich malerische Städte! Da wird einem klar: Man hat hier in Deutschland so viel Schönes vor der Haustüre, das man gar nicht kennt. Man sollte wirklich mehr im eigenen Land reisen.
Besonders Bamberg hat mich wirklich begeistert. Und das, obwohl es dort zunächst gar nicht gut los ging: Noch bevor ich den ersten Ton gespielt hatte, begegneten mir gleich mehrere, ziemlich unfreundliche “Privat-Sheriffs” und machten mir klar, dass ich hier als Straßenmusiker nicht erwünscht sei. Nach dem Motto “Der Klügere gibt nach” habe ich dann einen anderen Standort gewählt. Und das war am Ende sogar mein Glück, denn eine schönere Atmosphäre hätte ich mir für mein abendliches Konzert kaum wünschen können.
Nach zwei Auftritten in Oldenburg und Bremen, u.a. für eine gemeinsame Veranstaltung der Firmen Ebay, Metro und Paypal, ging es über Düsseldorf und Köln nach Belgien, genauer gesagt Lüttich. Der erste Tag war direkt sehr bemerkenswert: Beim Klavierausladen sah ich schon einen Verkehrspolizisten, der mich und mein Piano etwas skeptisch beäugte. „Sie wollen doch wohl nicht…“ fing er an und mir schwante schon Böses. „Sie wollen doch wohl nicht hier ihr Klavier entlangrollen, ohne mir ein Lied zu spielen!“ Das habe ich natürlich gerne gemacht. Zum Dank verschaffte der nette Wachtmeister mir dann sogar einen Spitzen-Parkplatz mitten in der Innenstadt, wo ich unter normalen Umständen wohl abgeschleppt worden wäre.
Dann fing ich an zu spielen. Erst war alles ruhig, ich in meine Musik vertieft. Auf einmal kam mir etwas komisch vor. Ein dubioser junger Mann im schwarzen Jogginganzug näherte sich meinem Klavier und sah sich meine CDs an. Eine Sekunde später griff er in mein Geldglas und rannte samt meiner ersten Einnahmen davon. So etwas hatte ich in all den Jahren Straßenmusik nie erlebt! Doch der Dieb hatte wohl nicht mit einer schnellen Reaktion gerechnet. Und damit, dass im Publikum zum Glück ein Freund von mir stand. Zu zweit hatten wir ihn schnell eingeholt. Er sah ein, dass es zwecklos ist, entschuldigte sich noch kleinlaut auf Französisch und gab uns das Geld wieder. Glück gehabt! Diese Aktion war aber auch die einzig negative Erfahrung in Lüttich. Die Menschen waren sehr nett und haben meine Musik toll angenommen.
Warum ich dann am nächsten Tag nicht mehr in Lüttich gespielt habe, ist ein kleines Beispiel dafür, wie spontan man als Straßenmusiker sein muss. Am Freitagabend erfuhr ich, dass am Samstag in Belgien alle Geschäfte wegen eines Feiertags geschlossen sein würden. Daran hatte ich natürlich nicht gedacht. Was nun, was ist in der Nähe? Zurück nach Deutschland? Auch Feiertag. Luxemburg. Ebenfalls. Niederlande? Bingo, Allerheiligen seit 1960 abgeschafft sagt Wikipedia. So kam ich noch zu einem kurzen, aber schönen Besuch bei herrlichen Wetter in Maastricht, wo ich bei strahlendem Sonnenschein und über 20°C ein Wochenende lang gespielt habe. Und das im November…
Alles in Allem hat es mir wieder riesig Spaß gemacht, mit meinem Klavier auf Tour zu sein. Ich möchten mich bei all´ den netten Leute bedanken, die mir auf der Straße zugehört, bei denen ich übernachtet und die mir geholfen haben, meinen Traum zu leben.
Ich freue mich darauf, euch im Dezember auf den schönsten Weihnachtsmärkten Deutschlands zu treffen.
Euer Joe
Es war Mitte September, als Heike und ich Lüneburg einen spontanen Besuch abstatteten. Wir leben am Rande des Ruhrgebiets und machten ein paar Tage Urlaub in der Nähe.In der Fußgängerzone hörten wir schöne Klavierklänge und Heike fühlte sich plötzlich “so urlaublich” irgendwie an Thailand erinnert. Und dann erst sehen wir Joe und sein Piano!
Wir kennen uns von der kleinen Insel in der Andamanensee und hatte seine Musik in einem ganz besonderen “Ordner” im Gehirn positiv abgespeichert. So klein kann die Welt sein!
Vielleicht treffen wir uns ja Anfang 2015 wieder dort, wir können es kaum abwarten.